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Bevor Industrie 4.0 zur Illusion 4.0 wird sorgen Sie lieber für ein verlässliches Datenfundament.

Sind Sie mit dem Fortschritt Ihrer Digitalisierungsprojekte zufrieden? Haben diese echten Mehrwert geschaffen? Oder beschäftigen sie in ungeplantem Ausmass ihre Schlüsselmitarbeiter? Halten sie sogar ihr Unternehmen davon ab, andere wichtige Vorhaben voranzutreiben? Wir wollten es genauer wissen und haben einschlägige GroNova-Projekte analysiert. Die gute Nachricht vorweg: In sehr eingeschränkten Pilotprojekten wurden die Technologieversprechen eingelöst. Die schlechte Nachricht: Für die betriebliche Nutzung konnten weder Projektbudget noch Zeitplan eingehalten werden. Dies lag aber nicht an der Verfügbarkeit der Technologie, sondern an den betrieblichen Voraussetzungen – nicht des IT-Betriebs, sondern im Geschäftsalltag.

Wer mehr als eine Austestung neuer Technologien vornahm, stolperte über das löchrige Datenfundament des betrieblichen Alltags. Beispiele waren ungepflegte Stammdaten, nicht nachgeführte Prozessvorschriften, widersprüchliche Bezeichnungen oder Nummerierungen.

Inkonsistentes Datenfundament

Der Zeitaufwand, das Datenfundament zu bereinigen, wird vielerorts unterschätzt oder zu spät erkannt. Denn die Mitarbeiter finden sich im betrieblichen Alltag in irgendeiner Weise mit unvollständigen oder gar falschen Daten zurecht, die „Maschine“ in den allermeisten Fällen nicht. Die „Maschine“ setzt ein konsistentes Datenfundament voraus. Noch schlimmer ist, wenn die „Maschine“ beginnt, Annahmen über fehlende Informationen zu treffen.

Unser Tipp

Zeichnen Sie zusammen mit der Geschäftsleitung den Informationsfluss auf, welchen es über alle Organisationsgrenzen hinweg braucht, um den Auftrag Ihres Lieblingskunden pünktlich, aber ohne Informationstechnologien abzuwickeln. Merken Sie sich dabei, dass Ungeklärtes von Informationstechnologien nicht behoben, aber systematisch unter Verschluss gehalten wird. GroNova unterstützt Sie gerne bei Ihrer Analyse.
 

Wissensbox

Was ist das?
Die Konsistenz des Datenfundaments zeichnet sich durch drei Dimensionen aus:

Logische Dimension: Richtigkeit, Eindeutigkeit, Vollständigkeit und Widerspruchsfreiheit der Daten entlang der Wertschöpfungskette (z.B. end-to-end vom Kunden zu den Lieferanten und wieder zurück zum Kunden)

Zeitliche Dimension: Verfügbarkeit und Aktualität der Daten entlang des Lebenszyklus (z.B. Produkte von der Spezifikation über die Herstellung, Auslieferung zur Inbetriebnahme, Nutzung, Wartung und Entsorgung)

Physische Dimension: Durchgängigkeit und Integrität der Daten entlang der technischen Lösungen (z.B. für Datenerhebungen/-erfassungen, -bearbeitungen, -übertragungen und -aufbewahrungen)

 

Das Industrie 4.0-Schalenmodell

„Industrie 4.0“ steht heute stellvertretend für einen global stattfindenden Technologieschub, von dem zurzeit fast alle Unternehmen in irgendeiner Weise betroffen sind, aber der jeweils in vielfältiger Form konkretisiert wird. Je nach Ausgangslage und Prioritäten kombinieren und implementieren die Unternehmen derzeit unterschiedlichste Technologien. Dabei wird auf schon ausgereifte oder noch in Entwicklung befindliche Technologien gesetzt. Unübersehbar werden von den grossen Playern auch sehr verschiedene Technologien und Standards propagiert und angeboten.

Diese technologische Offenheit schafft für das einzelne Unternehmen viel Planungsunsicherheit. Dies mag auch die verbreitete Zurückhaltung begründen, vorerst in kleine Pilot- bzw. Lernprojekte zu investieren und den Roll-out aufzuschieben.

In den nächsten Jahren werden noch viele neue Leistungsangebote hinzukommen. Auch die technischen Konzepte werden sich weiterentwickeln. Anderseits werden sich die Basiskonzepte und Gesetzmässigkeiten der zugrunde liegenden Grundlagenwissenschaften, beispielsweise Informatik, nur noch sehr langsam verändern.

Das Industrie 4.0-Schalenmodell berücksichtigt diese unterschiedlichen Veränderungsgeschwindigkeiten. Je weiter aussen, desto konkreter sind die Technologien und schneller verändern sie sich. Die Leistungsangebote, an der Peripherie angesiedelt, wandeln sich rasch, der Kern praktisch kaum. Zum Kern gehört das digitale Datenfundament jedes einzelnen Unternehmens.


Abbildung 1: Das Industrie 4.0-Technologie-Schalenmodell

Praxisbeispiel im Fokus
Branche: Maschinenbauer mit rund 2’500 Mitarbeitern und 600 Mio. EUR Umsatz

Ausgangslage und Handlungsbedarf: Ausbau des Servicegeschäfts
Ein expandierender Maschinenbauer mit Produktionsstätten in Mitteleuropa, Asien und Südamerika sowie weltweit verteilten Servicestandorten hatte entschieden, den Servicebereich als eigenständigen Geschäftsbereich mit Ergebnisverantwortung auf- und auszubauen. Dazu sollten auch neue Serviceleistungen, unterstützt durch zeitgemässe Prozesse und Technologien, gehören. Mittelfristig wurde aus dem Servicegeschäft rund ein Viertel des Gruppenumsatzes und die Hälfte des Unternehmensgewinns erwartet.

Gleichzeitig wurden weitere Technologie-Projekte gestartet, um die Gruppe zu integrieren und über eine gemeinsame Systemlösung zu verfügen. Und da sollte der neu geschaffene Servicebereich die Vorhut bilden. Der interne Projektleiter war in der IT angesiedelt, erkannte jedoch rasch die Datenbasis war nicht vorhanden und der Plan für die weltweite ERP-Einführung im Servicebereich war zu ambitiös.

Auftragsänderung: Vorerst Bereinigung des Datenfundaments, dann Automatisierung im Servicebereich.
GroNova wurde beauftragt, mit einer langjährig erfahrenen Expertin das Datenfundament auf eine stabile Grundlage zu stellen. Dazu mussten eine Datenstrategie, welche alle Standorte und externen Technologiepartner einbezog, festgelegt und die relevante Prozesse sowie Datenverantwortlichkeiten Business-seitig eingeführt werden. Leichter gesagt, als getan..

Konflikt: Kein reines Thema für den Servicebereich
Nach einer intensiven Analyse der Datenbasis und Problembereiche wurde der GroNova-Expertin schnell klar, dass der Servicebereich aufgrund der vorhandenen Daten nicht wissen konnte, was exakt in welchen Maschinen verbaut war. Dieses Nichtwissen entstand viel früher im Produktlebenszyklus. Praktisch alle involvierten Organisationseinheiten klagten über Datenprobleme, seien es fehlende oder falsche Daten, heterogene Datenstrukturen oder andere Problemdaten. Die meisten Daten waren zwar irgendwo und irgendwie vorhanden, aber nicht maschinell greifbar. Denn viele Daten wurden für verschiedene Zwecke in ‘persönlichen’ Datenablagen erarbeitet, andere im Prozess manuell ergänzt, manche auch gar nie aktualisiert.

Somit wurde schnell klar, dass das Problem nicht im Servicebereich allein gelöst werden konnte. Vielmehr war ein bereichs- und standortübergreifendes Datenfundament nötig, welches als Basis für eine gruppenweite Angleichung der Strukturen und Prozesse dienen sollte. Ohne ein konsistentes Datenfundament konnten die neuen Servicekonzepte (wie beispielsweise SW-Upgrades, Ferndiagnose, „Predictive Maintenance“) nicht eingeführt werden; oder im Austausch mit dem Kunden wären schlicht falsche Maschinendaten verwendet worden.

Fazit: Vorbeugend und nicht abwartend für das konsistente Datenfundament handeln!
Der Schlüssel für den Erfolg war die Errichtung eines globalen Datenfundaments sowie die Definition der notwendigen Governance. Dies wurde als strategisches Programm unter der Aufsicht der Gruppenleitung aufgesetzt und durchgeführt, da es alle Bereiche in der Unternehmung betraf und ein klares Signal der Priorität setzte. Der Ausbau des Fundaments erfolgt Schritt für Schritt, und die installierte Governance sorgt dafür, dass die Erreichung der gewünschten Datenkonsistenz und -qualität keine Eintagsfliege wurde.

Gleichwohl lernte das Unternehmen, dass manches IT-lastige Thema nicht zum IT-Bereich gehört, sondern zu den Geschäftsbereichen. Die Verantwortung für die (Stamm-)Daten – und damit der Schlüssel für Qualität in den Geschäftsprozessen und Termintreue liegt beim Business. Denn da entstehen die Daten und werden immer wieder modifiziert.

Für weitergehende Informationen und bei konkretem Handlungsbedarf stehen wir Ihnen gerne unter +41 41 727 04 70  zur Verfügung.